Der Morbus Menière ist eine Innenohrerkrankung, die durch Schwindel, Schwerhörigkeit und Ohrensausen charakterisiert ist.

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Morbus Menière: Drehschwindel, Schwerhörigkeit und Ohrensausen

Beim Morbus Menière handelt es sich um eine krankhafte Druckerhöhung, die durch eine vermehrte Flüssigkeitsansammlung (Hydrops) im häutigen Labyrinth des Innenohrs entsteht. Die Entstehung der Erkrankung ist nicht vollständig geklärt. Man vermutet ein Missverhältnis zwischen Produktion und Abtransport von Innenohrflüssigkeit. Die Endolymphe, d.h. die Flüssigkeit, die im häutigen Labyrinth des Innenohres enthalten ist, wird fehlerhaft produziert. Durch die Druckerhöhung kommt es zu einem Riss im Endolymphschlauch und die Innenohrflüssigkeit kann ins Gleichgewichtsorgan eindringen. Die Durchmischung von Endolymphe und Perilymphe führt zu Fehlermeldungen im Gleichgewichtsorgan. Auch eine Durchlässigkeitsstörung an der Grenzmembran zwischen knöchernem und häutigem Labyrinth kann zu einer Schädigung der Hörsinneszellen führen und Ursache sein für Entstehung der Beschwerden beim Betroffenen.

Die Erkrankung wird durch folgende Symptome charakterisiert:

  • Drehschwindelattacken
  • Ohrensausen (Tinnitus)
  • Schwerhörigkeit, ggf. einseitiger Hörverlust (Tiefton- oder Bass-Schwerhörigkeit)

Treten diese drei Symptome gemeinsam auf, spricht man auch von der Menière’schen Trias. Zusätzlich können Übelkeit und Erbrechen auftreten. Weitere Begleitsymptome sind beispielsweise ein Zittern der Augen (Nystagmus) und vegetative Symptome wie Herzrasen oder Schweißausbrüche. Die Beschwerden können Minuten bis Stunden anhalten und treten in unregelmäßigen Abständen auf.

Mögliche Risikofaktoren, die eine Menière’sche Krankheit auslösen können, sind zum Beispiel:

  • vorangegangene Virusinfektionen
  • Rauchen
  • Allergien
  • Stress
  • Alkoholkonsum

Die Diagnose Morbus Menière ist fast immer eine Ausschlussdiagnose. Das bedeutet, dass immer erst geprüft werden muss, ob andere Erkrankungen, die ähnliche Symptome aufweisen, vorliegen. Die Diagnose kann erst gestellt werden, wenn mindestens zwei spontane Anfälle mit Drehschwindel von mindestens 20 Minuten Dauer aufgetreten sind, ein Ohrgeräusch (Tinnitus) mit oder ohne Druckgefühl auf dem Ohr vorliegt und ein Hörverlust mit audiometrischen Tests (Hörprüfung) festgestellt werden kann (Diagnose-Leitlinien).

Untersuchungen:

  • audiometrischer Test (Hörprüfung), dient häufig auch zum Ausschluss anderer Ohrerkrankungen
  • Gleichgewichtsprüfung
  • Elektrocochleografie (kurz: ECochG) zur Überprüfung der Funktion des Hörnervs
  • Bildgebende Verfahren (Magnetresonanztomographie)
  • Blutdruckkontrolle
  • Kontrolle der Halswirbelsäule

Es gibt seit einigen Jahren eine Klassifizierung des Morbus Menière, die keine zeitliche Gesetzmäßigkeit aufweist. Die Erkrankung kann alle Stadien der Klassifizierung durchlaufen, aber auch beispielsweise in Stufe 1 stehenbleiben:

  • Stadium 1: Schwankendes Hörvermögen. In diesem Stadium kann sich das Hörvermögen nach einem Schwindelanfall wieder vollständig normalisieren.
  • Stadium 2a: Schwindel und schwankendes Hörvermögen, das sich spontan bessert, aber nicht mehr normalisiert.
  • Stadium 2b: Schwindel und schwankendes Hörvermögen, das sich nur nach osmotischer Therapie bessert.
  • Stadium 3: Der innenohrbedingte Schwindel tritt öfter als zweimal die Woche auf und das Hörvermögen im Sprachbereich ist ausgefallen.
  • Stadium 4: Ausgebrannte Menière-Krankheit. Nach durchschnittlich neun Jahren scheint bei drei von vier unbehandelten Erkrankten der Morbus Menière "auszubrennen", d. h. die Schwindelanfälle werden schwächer oder verschwinden ganz. Das Gleichgewichtsorgan ist in diesem Stadium verloren gegangen.

Um das Krankheitsstadium festzustellen, wird der Patient im Krankenhaus stationär aufgenommen. Hier kann die Diagnostik und die anschließende Behandlung auf den Betroffenen individuell eingestellt werden. Der Morbus Menière ist nicht heilbar. Beeinflussbar sind aber die Auswirkungen der Erkrankung.


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